Von Samen, Rentieren und Trollen

Papa meint, heute muss ich mal wieder schreiben, weil es was über Tiere zu berichten gibt.

Wir stehen also relativ zeitig auf und gehen kurz frühstücken. Dann schnappen wir uns den Shuttlebus und fahren in die Stadt. Dort wird der Bus gewechselt. Weiter geht es mit dem Bus von Tromsø Arctic Reindeers. Der gerade noch strahlende Sonnenschein schlägt innerhalb weniger Minuten in einen wolkenbedeckten Himmel mit starkem Schneefall und Wind um. Jetzt ist das Wetter richtig norwegisch und kalt.

Bei den Rentieren können wir uns kurz in einem Sami-Zelt aufwärmen. Rentiere dürfen in Norwegen nämlich ausschließlich von Samen gehalten werden. Wir werden in Gruppen aufgeteilt. Die einen gehen zum Schlittenfahren, die anderen Rentiere füttern.

Wir sind in der ersten Schlittengruppe. Schon geht es los und wir fahren eine große Acht über das Rentiergelände. Und das coolste ist ... man fühlt sich wie der Weihnachtsmann sich fühlen muss; Kälte, Schnee, in Decken gehüllt und auf einen Schlitten der von Rentieren gezogen wird. Fliegen dürfen wir aber leider nicht.

Zurück am Ausgangpunkt füttere ich mit Mama und Papa die Rentiere, wobei Papa mehr mit fotografieren als mit füttern beschäftigt ist. Die Rentiere haben ein ganz weiches aber doch leicht rauhes Fell und beim Füttern sind sie ziemlich aufdringlich. Vor allem das Lieblingsrentier von Mama ist ziemlich stürmisch. Ich mag lieber die Rentiere ohne Geweih, weil man da nicht  so aufpassen muss. Die Rentiere verlieren alle einmal im Jahr ihr Geweih und daher laufen Gott sei Dank auch viele rum, die es schon verloren haben.

Jetzt wärmen wir uns in einem der Sami-Zelte auf. Es gibt Kakao, Kekse und auch Rentiergulasch. Das Gulasch schmeckt mir sogar ziemlich gut.

Zwischendurch besuche ich nochmal mein Lieblingsrentier (ohne Geweih). Draußen ist es immer noch richtig kalt, aber zumindest schaut jetzt hin und wieder mal ein klein wenig die Sonne hinter den Wolken hervor.

Dann erzählt uns ein Sami noch ein wenig von der Geschichte und Kultur der Samen. Er redet aber Englisch, ich verstehe also nichts. Mama und Papa erzählen mir dann, dass es die Samen in vier Ländern gibt (Norwegen, Schweden, Finnland und Russland). Das Gebiet der Samen heißt Sápmi und erstreckt sich über die vier Länder. Die Samen wurden nicht sehr nett behandelt, als die Europäer vor langer Zeit in ihr Gebiet gekommen sind. Wie auch in anderen Ländern wurden sie lange Zeit unterdrückt und ausgegrenzt. Eine erste Besserung gab es erst um 1917 herum. Mittlerweile haben sie in Norwegen aber ein eigenes Parlament, die Sprache wird an den Schulen wieder gelehrt und auch ansonsten wird die Kultur der Samen wieder geschätzt und geschützt. Aber wie auch in anderen Ländern auf der Welt könnte das natürlich noch besser sein. Die Samen leben immer noch sehr mit der Natur verbunden und traditionell. Wichtigste Einkommensquellen sind die Fischerei und der Ertrag aus dem Verkauf von Rentierfleisch.

Ein toller Ausflug! Wobei ich natürlich die Rentiere interessanter fand, als die Geschichte der Samen.

Unser Bus bringt uns wieder zurück in die Stadt. Und dort besuchen wir noch ein Troll-Museum, dass wir zufällig an der Bushaltestelle entdeckt haben. Das ist sehr lustig und man kann mit den Trollen zusammen sogar (interaktiv) Quatsch machen. Das seht ihr z.B. hier auf dem Foto:

 

Zurück am Schiff geht es nach dem Abendessen zum Shanti-Chor im Theater. Auch unser Kapitän singt mit. Eine wirklich lustige Angelegenheit. Wir schauen dann noch kurz in der AIDA-Bar vorbei, die kurzer Hand zur Haifischbar wurde, aber nachdem ich ziemlich müde bin, geht es dann ab auf die Kabine.

Und dort passiert es. Wir sehen noch ganz deutliche Nordlichter direkt von unserem Balkon aus. Papa geht dann noch hoch und macht noch eine Menge Fotos, aber da schlafe ich schon.