Nordkap(p)

Heute steht also der nördlichste Zipfel Europas auf dem Programm. Einer der Höhepunkte unserer Reise, das Nordkap(p). Was es mit der Schreibweise auf sich hat? - In Norwegen wird das Nordkapp tatsächlich mit zwei "p" geschrieben, bei uns nur mit einem. Also ist eigentlich auch beides richtig.

Der Tag beginnt mit einem richtigen Schock. Gestern hatte ich die Speicherkarte mit allen Fotos in die Hosentasche gesteckt, um im Theaterbereich das Tagebuch hier weiterzuschreiben und heute ... Keine Speicherkarte mehr in der Hosentasche. Inklusive aller Bilder von den Nordlichtern und der Husky-Schlittenfahrt. Oh Gott! Unwiderbringliche Bilder einfach verloren! Richtig traurig!

Ich renne durchs ganze Schiff; dann an die Rezeption. Aber die Speicherkarte ist weg. Die älteren Fotos hatte ich wenigstens schon auf mein Notebook übertragen, aber die letzten zwei Tage ... einfach futsch!

Sabine postet noch in die AIDA-WhatsApp-Gruppe und ich gehe ein zweites mal an die Rezeption. Als ich von dort zurückkomme - ich kann es kaum fassen - stehen meine beiden Mädels schon vor der Kabine und halten mir die Speicherkarte entgegen. Der Kabinennachbar hat sie am Abend zuvor vor unserer Kabine gefunden und war tatsächlich auch in der WhatsApp-Gruppe. Für was Social-Media so alles gut sein kann. Was für ein Riesendusel. - Der Tag ist gerettet.

Danach geht es dann erleichtert und Gott sei Dank ruhiger weiter. Der Name dieses Beitrags ist heute den ganzen Tag lang auch Programm. Das beginnt schon damit, dass unser Kapitän wieder einmal umgeroutet hatte und die sogenannte Nordkap-Passage fährt, also direkt am Nordkap vorbei und nicht außen rum. Das kostet uns eine halbe Stunde Zeit, aber dafür bleiben wir sogar eine Stunde länger in Honnigsvåg liegen. Man muss allerdings um diese Jahreszeit trotzdem ziemlich Glück haben, um das Nordkap tatsächlich auch zu sehen, weil es auch sehr neblig sein kann. - Was soll ich sagen: Wieder haben wir Glück und sogar gleich doppelt. Wir sehen praktisch gleichzeitig auf der Steuerbordseite das Nordkap und auf der Backbordseite erneut Wale.

Mit der halben Stunde Verspätung kommen wir um 8:30 Uhr in Honnigsvåg an. Damit sind wir aber immer noch perfekt in der Zeit für unseren Ausflug zum Nordkap. Den haben wir bereits im Vorfeld über Blue Puffin gebucht.

Los geht es um 10:30 Uhr. Unser Führer Michael spricht perfektes Deutsch und kommt auch eigentllich aus Belgien. Das tut der Sache aber keinen Abbruch. Er kennt sich hervorragend aus und bringt uns während der Fahrt zum Nordkap die Gegend hier mit so viel Charme näher, dass es eine echte Bereicherung ist.

Vor dem großen Ziel gibt es noch einen Zwischenstopp im kleinen Fischerdorf Kamøyvær. Wir erfahren ein bisschen was über die Fischerei in Norwegen und können überall den Stockfisch "bewundern", der quasi an jeder Ecke zum trocknen aufgehängt ist. Den Fisch kann man in Chipstüten kaufen und quasi genauso snacken wie das Pendant aus Kartoffeln. Die Norweger selbst tun das aber wohl gar nicht so oft. Mehr wird davon anscheinend verkauft; zum Beispiel an Touris wie uns. Wir bekommen unsere Stockfisch-Chips auf der Tour sogar geschenkt. Probieren werden wir das aber erst zu Haus bei guter Belüftung. Das Zeug stinkt wohl wie die Pest. ;-)

Dann geht es weiter und diesmal ist der nächste Stopp wirklich das Nordkap. Wir fahren die ganze Zeit schon durch ein tief verschneite Winterlandschaft, aber die letzten Kilometer sind nochmal ganz besonders. Ein rein weiße Berglandschaft, durch die nur eine einzige Straße geht. Und auch die ist weiß und schneebedeckt. - An dieser Stelle sei mal angemerkt, dass das hier beim Autofahren niemanden stört. Hier fahren alle sehr zügig und völlig normal. Nicht so, wie bei uns zu Hause, wenn mal ein paar Flöckchen runterkommen. Schneeketten werden auch so gut wie nie verwendet, dafür gibt es ja Spike-Reifen und die langen fast immer und überall.

Endlich am Ziel. Michael empfiehlt uns erste einmal ein paar Meter abseits zum Nebenfelsen des Nordkaps zu wandern. Der Vorteil: Von dort aus sieht man das Nordkap und kann es dank ordentlicher Sicht auch wunderbar fotografieren. Erst danach gehen wir zum Kap selbst mit dem berühmten Globus, der natürlich auch auf unseren Fotos nicht fehlen darf. Auf dem Weg dorthin legen wir in den Nordkapphallen noch einen Zwischenstopp im Souveniershop ein und kaufen ein paar nette Andenken.

Am Globus endlich angekommen, gelingt es uns - man höre und staune - tatsächlich Bilder von uns und dem Globus anzufertigen, auf dem niemand mit drauf ist. Das ist angesichts der zahlreichen Reisebusse eine echte Seltenheit. Trotzdem erwischen wir ein Zeitfenster, in dem viele schon wieder abfahren und die nächsten noch nicht da sind. Es gibt noch einen tollen Informationsbereich über das Nordkap, aber wir schaffen es in der verfügbaren Zeit (etwa anderthalb Stunden) nicht, uns alles anzuschauen. Man kann es sich kaum vorstellen, dass das Ende von Europa irgendwo im Niemandsland so beeindruckend und interessant ist. - Jetzt haben wir einen Grund, warum wir wieder mal hierher müssen.

Zurück zum Bus geht es dann noch mit einem kurzen Fotostopp auf einen wahrscheinlich sehr schönen Fjord, aber mittlerweile hat das Wetter zugezogen und zu schneien begonnen. Den Fjord können wir also nur erahnen. Aber nach den vielen sonnigen Stunden ist es direkt schön, auch mal so richtiges Winterwetter in Norwegen zu erleben.

Den späten Nachmittag verbringen wir dann mit Tagebuch schreiben und Schach spielen auf dem Schiff,

Wir freuen uns als nächstes auf einen schönen Ostersonntag mit der Ankunft in Tromsø gegen 16 Uhr am Nachmittag.